Was kann LinkedIn für ein mittelständisches Unternehmen bei der Personalgewinnung leisten?
Businessplattformen - LinkedIn und XING sind die größten ihrer Art. Für Personalabteilungen jeder Unternehmensgröße ist vor allem LinkedIn über die letzten Jahre zum wichtigsten Mittel bei der Personalbeschaffung geworden. Die perfekten Kandidat:innen zu finden scheint auf den ersten Blick komplex. Wie holen Sie mit LinkedIn das Optimum für Ihre Personalgewinnung heraus? Wie besetzen Sie die letzte freie Stelle in Ihrem Unternehmen?
Abbildung 1: Ist LinkedIn das Mittel zur Personalgewinnung? (Quelle: Canva)
Warum sollten Sie LinkedIn nutzen?
- Europa- und weltweites Akquirieren von Talenten
- +18 Millionen User im DACH-Raum – dazu schnell wachsend
- Effektive Kandidatenansprache
- Plattform für die Employer Brand
LinkedIn hat mehr als 850 Millionen User weltweit, in der DACH-Region sind es mehr als 18 Millionen aktive.[1] XING im Vergleich hat 20,3 Millionen aktive Nutzer:innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wächst aber weniger stark als LinkedIn.[2] Während die meisten XING-User aus dem DACH-Raum kommen und deutsch dabei naturgemäß die primäre Sprache ist, ist LinkedIn international geprägt und überwiegend englischsprachig. Folglich lassen sich auch europa- und weltweit Talente akquirieren und es ergibt sich ein bedeutend größerer Talent-Pool als bei XING. Experten vermuten, dass LinkedIn auch in Zukunft immer mehr an Relevanz gewinnen wird und den Konkurrenten ein für alle Mal links liegen lässt.[3] Aufgrund dessen werden wir nur LinkedIn genauer analysieren und Ihnen wertvolle Tipps aufzeigen.
Wachstum der Plattform LinkedIn im Bereich Recruiting
Bereits vor über zehn Jahren wurde in Fachzeitschriften, wie dem topsoft Magazin, über den massiven Bedeutungsgewinn von LinkedIn für den Bereich Recruiting gesprochen.[4] Das Netzwerk ist seit Gründung im Jahr 2004 mittlerweile auf 850 Millionen User weltweit gewachsen.[5]
Das Aktivitätslevel auf LinkedIn hat in den letzten Jahren ebenfalls stark zugenommen: Von den LinkedIn-Usern, die sich monatlich mit der Plattform beschäftigen, greifen 40 % täglich darauf zu.[6] Im besonderen Maße hervorzuheben sind die Zahlenübersichten, die bestätigen, dass das Recruiting auf LinkedIn auf verschiedene Weise wirkt:
- 30 Millionen Unternehmen mit 20 Millionen offenen Stellenangeboten
- Jeden Monat etwa 100 Millionen Bewerbungen
- Es gibt 50.000 auswählbare Fähigkeiten (Skills)
- 90.000 Hochschulen weltweit vertreten[7]
Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten seine potenziellen Kandidaten und Kandidatinnen genauestens zu definieren, erweist sich LinkedIn als ein wertvolles Tool, mit dem effektives targeting betrieben werden kann.
Onlinestellensuche gewinnt an Bedeutung
In einer im Jahr 2020 durchgeführten Umfrage gaben rund 42 % der jobsuchenden Bewerber aus Deutschland an, die Suche nach ihrem Job auf Online-Jobbörsen begonnen zu haben.
Abbildung 4: Dossier: Digital & Trends, Online-Recruiting (Quelle: softgarden e-recruiting GmbH)
Im Gegensatz dazu, haben lediglich ca. 1 % der befragten Bewerber nach verfügbaren Stellen in einer gedruckten Zeitung oder Zeitschrift gesucht. Was auffällt, Stellenanzeigen in einem Businessnetzwerk wie LinkedIn werden immer relevanter und belegen in dieser Statistik mit ca. 13 % den 3. Rang.
Ihre LinkedIn-Zielgruppe
LinkedIn-Recruiting muss professionell betrieben werden. Als der wichtigste Erfolgsfaktor für erfolgreiches LinkedIn-Recruiting zeigt sich eine ausgeprägte Zielgruppenorientierung (Zielgruppen verstehen, respektieren, angemessen ansprechen).[8] Unternehmen, die unterschiedliche Kandidat: innen einstellen, müssen zielgruppenspezifisch Botschaften auf LinkedIn mit unterschiedlichen Reaktionsmöglichkeiten und stimmigen Angeboten platzieren.
Best Practice – LinkedIn Active Sourcing
Der LinkedIn-Recruiter ist ein effektives Tool, um effizient nach neuen potentiellen Kandidat:innen zu suchen. Die dafür benötigten Recruiter-Accounts sind kostenpflichtig und fangen bei circa 140 € Monat / pro Zugang an.[9] Bei größeren Unternehmen und damit mehren Zugängen ergeben sich Kostendegressionseffekte und Preise, die individuell mit LinkedIn verhandelt werden. Jetzt zeigen wir Ihnen drei Schritte für das erfolgreiche Active Sourcing.
- Projekt erstellen
- Kandidat:innen suchen
- Anschreiben von Profilen
1. Projekt erstellen
Stellen Sie sich vor Sie suchen eine:n berufserfahrene:n Projektmanager:in – die Person soll berufserfahren sein, ein abgeschlossenes passendes Studium haben und für den Standort Hamm in Frage kommen. Zuallererst können wir ein passendes Projekt erstellen, dem wir im späteren Verlauf potentielle Kandidat:innen zuordnen können. Dies vereinfacht das eigene Recruitingmanagement, als auch die Kommunikation mit Recruitingkolleg:innen. Hier können erste Angaben zu Suchkriterien gemacht werden und es schafft dadurch einen Überblick über das Projekt.
Abbildung 5: Projekterstellung im LinkedIn-Recruiter (Quelle: LinkedIn)
2. Kandidat:innen suchen
Im Folgenden kann über eine zielgenaue Suche mit dutzenden möglichen Parametern genau der Kandidat:innenpool angezeigt werden, der für Ihre offene Stelle in Betracht kommt. Sie suchen nur in Ihrer Region oder europaweit? Jemand mit mehrjähriger Berufserfahrung oder doch einen Absolventen eines technischen Studiums? Durch eine Feinjustierung der Suche können Sie effektiv den passenden Kandidaten oder die passende Kandidatin finden, der oder die für Sie interessant ist. Vor allem durch eine boolesche Suche mit Keywords lassen sich spezielle Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen suchen. In unserer Suche nach einem Projektmanager stellen wir ein, dass wir jemanden suchen, der offen ist die Stelle zu wechseln („Open to work“), eine Stelle im Umkreis von Hamm sucht, On-site oder Hybrid arbeiten möchte, zwei bis neun Jahre Berufserfahrung hat und innerhalb der letzten sechs Monate nicht von Recruitern unseres Unternehmens angeschrieben wurde. Durch den letzten Filter verhindern wir, den oder die Kandidat:in mehrfach anzuschreiben und folglich unprofessionell zu wirken.
Abbildung 6: Poolsuche (Quelle: LinkedIn)
Nach dem einstellen der gewünschten Filter wird Ihnen in übersichtlicher Darstellung der Kandidat:innenpool gezeigt, bei dem Sie schnell von Person zu Person für Sie passende Profile entdecken können.
Abbildung 7: Poolübersicht (Quelle: LinkedIn)
Von hier aus können Sie nun die Profile verwalten. Fügen Sie eine Person Ihrem Projekt hinzu, schreiben Sie eine Notiz oder blenden Sie die Person aus, wenn Sie nicht für Ihr Projekt in Frage kommt.
3. Anschreiben von Profilen
Auch können Sie im LinkedIn-Recruiter Vorlagen für Direktnachrichten, sogenannte InMails erstellen. Personalisiert man jedes Anschreiben zusätzlich, bietet diese Funktion eine schnelle und effektive Möglichkeit direkten persönlichen Kontakt herzustellen. Antwortet der Kandidat oder die Kandidatin und ist interessiert kann im Folgenden ein erster Austausch organisiert werden, bei dem Sie das Profil noch genauer kennenlernen können, um einzuschätzen, ob sich die Eröffnung des relativ aufwändigen Bewerbungsprozesses lohnt.
Abbildung 8: Vorlage für InMails (Quelle: LinkedIn)
Das kann LinkedIn – diese Möglichkeiten haben Sie
LinkedIn bietet eine Vielzahl an qualitativ hochwertigen Kontaktmöglichkeiten mit potenziellen Mitarbeiter:innen. Dies ist gerade in dem von Arbeitnehmer:innen gesteuerten Arbeitsmarkt essenziel, da eine einfache Stellenanzeige nicht mehr ausreichend ist. Gerade klein- und mittelständische Unternehmen müssen beim Recruiting von Mitarbeiter:innen neue Wege gehen, um gegen oftmals attraktive Stellenausschreibungen von Konzernen oder Großunternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei kann LinkedIn eine sehr große Rolle spielen und sollte nicht als unwichtiger „Trend“ abgestempelt werden.
Auf der Plattform können sich Unternehmen, genau wie private Personen, präsentieren und Beiträge veröffentlichen. Von der Stellenanzeige über werbenden Content bis hin zum herkömmlichen Social-Media-Beitrag kann nahezu alles veröffentlicht werden. Eine weitere Funktion von LinkedIn sind Gruppen, in die jede Person mit ihrem privaten Profil eintreten kann. In diesen thematisch und fachlich separierten Gruppen können Fachbeiträge oder beispielsweise Anmeldungen für Webinare publiziert und somit Know-How erworben werden. Des Weiteren können alle Profile mit einem „We are hiring“-Batch darauf aufmerksam machen, dass sie aktuell Einstellen.
Best Practice – Sponsoring von Postings
Bei LinkedIn gibt es die Möglichkeit seine veröffentlichten Beiträge zu sponsern, das heißt mit Einsatz eines Budgets die Reichweite künstlich zu erweitern. Beim Sponsoring werden einer genau definierten Zielgruppe die gewünschten Inhalte angezeigt. Wie genau so etwas funktioniert und worauf zu achten ist zeigen wir Ihnen anhand eines Beispiels, bei dem über einen veröffentlichten Beitrag ein:e Marketing-Manager:in für den Bereich IT-Services und/oder IT-Consulting in der DACH-Region gesucht wird.
Abbildung 9: Sponsoring eines Beitrags (Quelle: LinkedIn)
1. Auswahl des Kampagnenziels
Im ersten Schritt muss das Ziel des Sponsorings aus drei Kategorien ausgewählt werden. In diesem Fall sollen die Interaktionen des Beitrags oder der Stellenanzeige erhöhen werden. Im Weiteren Verlauf müssen die Sprachkenntnisse und der geografische Standort des Wunschprofils eingegrenzt werden (in diesem Fallbeispiel: Englisch und DACH-Region).
Abbildung 10: Sponsoring eines Beitrags (Quelle: LinkedIn)
2. Wer soll angesprochen werden
Anschließend muss die Branche, der Tätigkeitsbereich und die Karrierestufe definiert werden. In diesem Beispiel wird ausschließlich nach Absolventen, Berufseinsteigern oder Personen, die bereits einige Jahre Berufserfahrung aufweisen können, gesucht.
Abbildung 11: Sponsoring eines Beitrags (Quelle: LinkedIn)
3. Wer darf nicht angesprochen werden
Im dritten Schritt können wir Profile explizit ausschließen. Dadurch wird die Zielgruppe geschärft und der Algorithmus von LinkedIn kann den gesponsorten Beitrag genauer der Profilgruppe ausspielen. Wie zu sehen, schließen wir Personen aus den höchsten Karrierestufen aus.
Die sich so ergebene Zielgruppe beinhaltet ca. 21.000 Profile und LinkedIn rechnet mit 20 bis 100 Interaktionen.
Abbildung 12: Sponsoring eines Beitrags (Quelle: LinkedIn)
4. Budget und Zeitraum definieren
Am Ende muss dann ein Budget und ein Zeitraum festgelegt werden. Hier gilt die Regel: Je mehr Geld eingesetzt wird, desto häufiger wird die Anzeige auch ausgespielt. Im Beispiel wurde ein Zeitraum von zwei Wochen mit einer Budgetobergrenze von 400€ gewählt. Am Ende der zwei Wochen sollten Sie sich die Auswertung bei LinkedIn anschauen und Ihr nächstes Sponsoring adaptieren.
Zum Schluss möchten wir Ihnen eine kurze, aber wichtige Handlungsempfehlung geben:
Nutzen Sie Social-Media und insbesondere LinkedIn für Ihr Recruiting. Die Kosten sind überschaubar und der Nutzen umso höher! In der heutigen Zeit eine unumgängliche Plattform, welche genutzt werden muss, um Arbeitnehmer jeder Altersgruppe anzusprechen.
Autoren:
Lars Gummich, Christian Deing und Olivier Scholübbers
Quellen
[1] Vgl. LinkedIn Pressroom. 2022. „LinkedIn Statistics“.
[2] Vgl. NEW WORK SE. 2022. Q2 2022 Halbjahresbericht.
[3] Vgl. Catrin Bialek, Michael Scheppe. 2021. „Karriere-Netzwerke: LinkedIn wächst schneller als Xing – und setzt die Konkurrenz unter Druck“.
[4] Vgl. topsoft Magazin. 2012. „Xing und LinkedIn für eine professionelle Personalrekrutierung“. Nr. 2 | 11-12 | 2. Jahrgang, S. 32-33.
[5] Vgl. LinkedIn Facts. 2022. „LinkedIn Statistics“.
[6] Vgl. B. Braehmer. 2020. Social Recruiting Erfolg mit LinkedIn – von Zero to Hero! „Praxishandbuch Social Media Recruiting, 4. Auflage, S. 151.
[7] Vgl. B. Braehmer. 2020. Social Recruiting Erfolg mit LinkedIn – von Zero to Hero! „Praxishandbuch Social Media Recruiting, 4. Auflage, S. 152.
[8] Vgl. Tim Weizel. 2020. Vorwort. „Praxishandbuch Social Media Recruiting, 4. Auflage, S. 13.
[9] Vgl. LinkedIn Ireland Unlimited. „Unterschiede zwischen Recruiter und Recruiter Lite“.